Kris­tin Wen­zel

Projektbeschreibung
Erfahrungsraum Stille. Eine phänomenologische Betrachtung
 
Mit der Kunst der Avantgarde erlangte die Stille in der bildenden genauso wie in der darstellenden Kunst eine immer größere Bedeutung. Paradigmatisch hierfür steht der Name John Cage. In der Stille seines Musikstückes 4'’33'' ’’wird offenkundig, wie Formen des Unverfügbaren und Unbenennbaren in der Eigensprache des Sinnlichen (Welsch) ihren Ausdruck im Leiblichen finden.
 
Ziel des Promotionsprojekts ist es, über eine kunstwerkimmanente Stille, nach leiblicher Gewahrwerdung (G. Böhme) zu fragen. Obschon zahlreiche Schriften zum Hören vorliegen, ist die Stille aus phänomenologischer Warte bisher weitestgehend unberücksichtigt geblieben. Hier setzt das Dissertationsvorhaben an. Auf der Grundlage einer Auseinandersetzung mit dem Leiblichen (im Sinne Maurice Merleau-Pontys) und dem Einzelphänomen der Stille, ist das Wechselverhältnis von Leiblichkeit, künstlerischem Ausdruck und Stille an ausgewählten Beispielen zu verhandeln.
 
Die Arbeit gliedert sich in zwei Teile. Ausgangspunkt ist eine Ästhetik der Stille. In drei thematisch wie zeitlich sehr unterschiedlichen künstlerischen Positionen wird das Phänomen Stille  exemplifiziert, um auf allgemeinerer Ebene die Bedeutung einer Absenz im Kontext künstlerischer ‚Werke’ fortzuführen und zu präzisieren. Ein ästhetischer wird ergänzt um einen phänomenologisch grundierten Diskurs. Ausgehend von Äquivokationen unterschiedlicher Abwesenheitsphänomene (wie Schweigen, Geräuschlosigkeit, Pause ect.) wird eine Phänomenologie der Stille entwickelt. Hieran anschließend wird statt der Frage nach sinnhafter Bedeutungsgenerierung durch die Stille die Frage fokussiert, inwiefern Stille ein Phänomen ist, das aus einem unbestimmten (ästhetischen) Raum, einer Unklarheit heraus, Strukturen (leiblicher Präsenz) evoziert. Stille ist damit verstanden ein Ereignis, das leiblich widerfährt und– wie es die Arbeit zugrunde legt – einen möglichen Ausgangspunkt im Ästhetischen findet.


Kontakt

Kristin Wenzel

Universität Paderborn

Graduiertenkolleg Automatismen

Warburger Str. 100

33098 Paderborn



E-Mail: kwenzel[at]mail.upb.de

Phänomenologie (insbes. der Wahrnehmung), Kulturphilosophie und Ästhetik

seit 5/11
Kollegiatin am Graduiertenkolleg Automatismen der Universität Paderborn

11/08-04/11
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medienwissenschaften am Lehrstuhl für Mediensoziologie der Universität Paderborn

10/04-09/08
Studium der Medienwissenschaft mit dem Schwerpunkt Medienkultur an der Universität Paderborn - Diplomarbeit zum Thema: Bindungslos. Entgrenzt. Entfremdet. Das spätmoderne Individuum betrachtet unter der Perspektive  des Strukturwandels von der Moderne in die Spätmoderne.

Herausgeberschaft:

  • Barbara Becker: Taktile Wahrnehmung. Phänomenologie der Nahsinne. Hg. v. Sebastian Ostermann und Kristin Wenzel. München: Fink 2011.

Aufsätze:

  • Kristin Wenzel: „Gesten unsagbarer Stille. Zur Nicht-Diskursivität der Stille in den Künsten.“ In: Sandra Markewitz (Hg.): Jenseits des beredten Schweigens. Neue Perspektiven auf den sprachlosen Augenblick. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2013 (in Vorbereitung).
  • Wenzel, Kristin: „The Beginning of Listening. Zur Stille in den Künsten.“ In: Olga Moskatova, Sandra Beate Reimann und Kathrin Schönegg (Hrsg.): Jenseits der Repräsentation. Körperlichkeiten der Abstraktion in moderner und zeitgenössischer Kunst. Paderborn: Fink Verlag 2013, S. 159–-175.
  • Kristin Wenzel: „Leiblichkeit ist ein Automatismus der Selbstkonstitution.“ In: Hannolore Bublitz, Irina Kaldrack, Theo Röhle, Mirna Zeman (Hrsg.): Automatismen - Selbst-Technologien. Paderborn: Fink Verlag 2012, S. 251-256.
  • zus. mit David Kaller: Tagungsbericht Bühne: Realität, Geschichte und Aktualität raumbildender Prozesse. 14.07.2011-16.07.2011, Paderborn, in: H-Soz-u-Kult, 09.02.2012.
  • zus. mit Sebastian Ostermann: „Im unaufhörlichen Kontakt mit der Welt.“ In: Barbara Becker: Taktile Wahrnehmung. Phänomenologie der Nahsinne. Hg. v. Sebastian Ostermann und Kristin Wenzel. München: Fink 2011, S. 11-21.
  • Kristin Wenzel: „Über die verborgene Andersheit des eigenen Selbst im Blick. Eine Auseinandersetzung mit dem Werk des Künstlers Aernout Mik im Zusammenhang mit einer Phänomenologie der Wahrnehmung.“ In: kunsttexte.de, Nr. 4, 2010, www.kunsttexte.de.
  • „Zur leiblichen Wahrnehmbarkeit der Stille als ästhetisches Phänomen“, Vortrag im Rahmen der Tagung leben.denken, Universität Landau, 27.05.-29.05.2013
  • „Stille, Leib und Affekt“, Vortrag Interdisziplinäres Symposium für Nachwuchswissenschaftler im Rahmen des Promotionsprogramms ProArt, Ludwig-Maximilians Universität, Department Kunstwissenschaften, München, 17.-18. Februar 2012
  • „Zur Interdependenz von Stille und Leiblichkeit aus einer kulturhistorischen Perspektive“, Vortrag auf der Tagung „Körperlichkeit der Abstraktion“, Universität Konstanz, 20./21. Oktober 2011
  • „Erfahrungsraum Stille“, Vortrag im Rahmen der Tagung des Graduiertenforums der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn, 6.-8. Juli 2011
  • „Im unaufhörlichen Kontakt mit der Welt“ Buchpräsentation zusammen mit S. Ostermann und Jutta Weber hinsichtlich der herausgegebenen Schrift „Taktile Wahrnehmung. Eine Phänomenologie der Nahsinne“, Universität Paderborn, Institut für Medienwissenschaften, 8. Juni 2011
  • Entfremdung: Zur Aktualität eines antiquiert scheinenden Begriffs, Universität Paderborn im WS 08/09
  • Entfremdung. Entgrenzung. Entkörperung. Eine mediensoziologische Betrachtung der Spätmoderne, Universität Paderborn im WiSe 09/10
  • Foto-/Klangexkursion zu den ehemaligen ländlichen Grenzanlagen zwischen DDR und BRD (zusammen mit dem Dortmunder Fotografen Jürgen Spiler und dem Geomorphologen Prof. Dr. Ernst Brunotte), Universität Paderborn im WiSe 09/10
  • Sichtbar unsichtbar – oder unsichtbar sichtbar? Grenzen subjektiver Wahrnehmung im Medium, Universität Paderborn im SoSe 10
  • Der fremde Andere. Auf der Suche nach den Potenzialen einer verborgenen Andersheit in Medien und Kunst, Universität Paderborn im WiSe 10/11
  • Der Körper als Medium der Wahrnehmung (zusammen mit S. Ostermann), Universität Paderborn im WS 10/11