Jennifer Morstein
Projektbeschreibung
‚Eine andere Welt ist pflanzbar‘!?
Automatismen und Strukturentstehung in urbanen Gemeinschaftsgärten in Deutschland
Urban Gardening ist in Deutschland ein relativ neues Phänomen, das sich maßgeblich in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren eines verstärkten öffentlichen und medialen Interesses erfreut und insbesondere in Großstädten vorzufinden ist. Der Terminus ‚Urban Gardening‘ fungiert dabei als Sammelbegriff, der diverse Formen des städtischen Gärtnerns subsummiert: Von verstetigten gärtnerischen Praktiken in urbanen Gemeinschaftsgärten bis hin zu punktuellen Aktionen des sogenannten Guerilla. Das Dissertationsprojekt konzentriert sich auf verstetigte Praktiken innerhalb urbaner Gemeinschaftsgärten.
Eine Beschäftigung mit der Literatur zu dem Phänomen sowie mit den Selbstbeschreibungen der Gartenbewegung machen schnell deutlich: Urbane Gemeinschaftsgärten sollen einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten – sowohl in sozialer und politischer Hinsicht, als auch in ökologischer. Die Beschreibungen fokussieren vielfach singulär die positiven Aspekte der Garteninitiativen, so dass das Phänomen mit einem starken Bedeutungsüberschuss aufgeladen wird. Gleichzeitig verweisen diverse Studien im internationalen Raum auf eine Diskrepanz zwischen den Ansprüchen der Bewegung und ihrer Umsetzung. Daher ist ein zentrales Anliegen des Dissertationsprojektes zunächst sowohl die Potentiale urbaner Gemeinschaftsgärten, die postulierten Ziele real umsetzen zu können, als auch die Grenzen dessen nachzuzeichnen und Erklärungsansätze dafür zu finden.
Die theoretische Grundlage des Projektes liefert zum einen die Theorie der Praxis von Pierre Bourdieu und zum anderen der Automatismen-Ansatz, wie er im Rahmen der Arbeiten der ForscherInnengruppe am gleichnamigen Graduiertenkolleg ‚Automatismen‘ entwickelt wurde. Beide werden im Zuge der Arbeit miteinander in Verbindung gesetzt, um zum einen die Entstehung von Strukturen jenseits bewusster Planung und Steuerung in den Fokus zu stellen und diese zum anderen durch die Hinzunahme des Habituskonzeptes an den sozialen Raum und damit einhergehend an gesellschaftliche Verteilungsstrukturen sowie die symbolische Ordnung rückbinden zu können. Aus dieser theoretischen Perspektive drängt sich die Frage auf, inwiefern urbane Gemeinschaftsgärten als soziale Felder im Bourdieuschen Sinne konzeptualisiert werden können und wie sich dann wiederum eine Partizipation an den Gärten auf die Habitus der AkteurInnen auswirkt?
Diesen Fragen wird mit einer qualitativ ausgerichteten Forschung nachgegangen, die die Methoden der teilnehmenden Beobachtung sowie unterschiedliche Interviewverfahren (leitfadengestützt, fotoinduziert) miteinander kombiniert.
Kontakt
Jennifer Morstein
Universität Paderborn
Graduiertenkolleg Automatismen
Warburger Str. 100
33098 Paderborn
E-Mail: jennifer.morstein[at]uni-paderborn.de
Stadt- und Raumforschung, Konsumforschung, Wirtschaftssoziologie
Seit 10/2014
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Graduiertenkolleg „Automatismen“ an der Universität Paderborn
04/2011 - 06/2013
Wissenschaftliche Hilfskraft in dem Projekt „Expert Knowledge in Developing Democracies“ am Institut für Wissenschafts- und Technikforschung an der Universität Bielefeld
10/2011 - 09/2014
Masterstudium der Soziologie an der Universität Bielefeld
10/2008 - 09/2011
Bachelorstudium der Soziologie an der Universität Bielefeld
- Urbane Gemeinschaftsgärten als Heterotopien im städtischen Raum. Vortrag auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft Utopien - Wege aus der Gegenwart. Panel: "... jenseits bewusster Planung." Zum Verhältnis von Automatismen und utopiegeleiteten Praxen. Universität Bayreuth. 30. September - 3. Oktober 2015.