Architektur
Das am Fachgebiet „Digitales Gestalten“ (Fachbereich Architektur, Technische Universität Darmstadt) verankerte Teilprojekt von WESA widmet sich den 3D Computermodellen oder Digitalen Rekonstruktionen, die im Kontext des wissenschaftlichen Geneseprozesses über das Potential verfügen, sowohl vorhandenes Wissen zu fusionieren, als auch neue Erkenntnisse zu generieren. Die Wissensfusionierung geschieht durch die Transferierung von Wissen in die Dreidimensionalität, für die Generierung von Erkenntnissen stehen je nach Projektintention und Partizipation unterschiedlichste Anwendungsmöglichkeiten und Techniken zur Verfügung. Beim Verbundprojekt WESA wird dieses Prinzip vor allem in der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen Architektur und Kunstgeschichte angewendet. Der Erkenntnisprozess geschieht hier in einem alternierenden Prozess zwischen Phasen, in denen die Einzeldisziplinen getrennt voneinander neue Erkenntnisse generieren und Verifizierungsphasen, die durch den interdisziplinären Austausch und Diskurs geprägt sind.
Die Architektur verfolgt hierbei zwei inhaltliche Schwerpunkte, aus denen neue Erkenntnisse zu Steinformaten aus den dreidimensionalen Modellen gewonnen werden können. Zum einen durch die Transferierung der vorhandenen Schiffs- und Steinfunde von Rohrsen und Dörverden in ein dreidimensionales Modell und zum anderen durch die photogrammetrische Aufnahme und Weiterverarbeitung verschiedener Fassaden aus den zu untersuchenden Sandsteinvorkommen, wie z.B. die Fassade des Leidener oder Amsterdamer Rathauses. Darüber hinaus wird in einer weiteren photogrammetrischen Bauaufnahme der in Fremantle vorhandene Steinfund eines Stadttores aus der gesunkenen Batavia untersucht. Die Ergebnisse aus diesen Bauaufnahmen und Vermessungen werden mit den Erkenntnissen aus der Archivarbeit der Kunstgeschichte bezüglich historischer Kaufverträgen und Steinlisten abgeglichen und münden idealerweise in einem Modulkatalog, der das Präfabrikationsprinzip der Steine wiedergibt.
Darüber hinaus werden die Transportwege der Ost- und Westschiene sowie die dabei eingesetzten Fahrzeuge, Hebewerkzeuge und Schiffstypen mittels der 3D Technologie rekonstruiert und simuliert. Auch dies geschieht in enger Absprache mit der Kunstgeschichte und ihren Erkenntnissen. Die dreidimensionalen Computermodelle der unterschiedlichen Transportmittel bilden die Basis für die Verifizierung und Erforschung der Schiffsladungen, historischen Ladetechniken, zur Überprüfung der Ladekapazitäten und aus den Archiven vorhandenen Steinlieferlisten.
Die Synthese der photogrammetrischen Aufnahmen, den Simulationen und den Erkenntnisse der Kunstgeschichte trägt zu einem besseren Verständnis hinsichtlich der Präfabrikation und der Organisation des Steinhandels bei.