Ab­stract | Ta­gung

In der Kunstgeschichte ist die Erinnerung an „die sehr schönen Bilder der sieben freien Künste und der Handwerkskünste, der Theologie und Medizin (...) der Reihe nach aufgeführt in der Brandenburgischen Bibliothek, in der Mark, außerhalb der Stadt, wo die Prämonstratenser sind“ (Hartmann Schedel, Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 418) dank eines beschreibenden Textes des 15. Jahrhunderts seit langem gegenwärtig, doch galt der Bildzyklus als verloren, bis die wertvollen Wandmalereien im sog. Oberen Kreuzgang der Brandenburger Domklausur in den Jahren 2000/05, im Rahmen einer Etappe der Sanierung des Nordflügels, freigelegt und konserviert werden konnten. Nachdem erste Veröffentlichungen zum Neufund Verbindungen zu den Handschriften aus der Bibliothek des Nürnberger Humanisten Hartmann Schedel (1440-1514) und zu dem hoch gelehrten, literarisch produktiven Bischof von Brandenburg Stephan Bodeker (Amtszeit 1421–1459) herstellen konnten, war der Weg gebahnt für die Erforschung des wohl ältesten erhaltenen Beispiels einer Studienbibliothek des „modernen“, im späten Mittelalter und in der Renaissance entwickelten Bibliothekstyps mit vielfältigen Möglichkeiten der Nutzung für das Sammeln von Büchern, das Studium und die Lehre. In der Brandenburger Domklausur präsentiert er sich mit einem vollständig mit Wandmalereien ausgemalten Saal – eine monumentale Allegorie zum Kanon der Wissenschaften und Künste unter der Oberherrschaft der Theologie, die zugleich den sozialen und technischen Gegebenheiten der Artes mechanicae breiten Raum gibt, mit einer opulenten Ornamentik und Bildlichkeit sowie einem ausgedehnten, einem gelehrten Traktat ähnlichen Inschriftencorpus.

Diese Chance konnte das kunsthistorische DFG-Sachmittelprojekt der Universität Paderborn ergreifen, das im Herbst 2017 im Projekttandem mit dem DFG-Sachmittelprojekt der Restaurierungswissenschaften der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim/Holzminden/Göttingen und in Kooperation mit dem Domstift Brandenburg, dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum sowie dem Dombaumeister/pmp Projekt GmbH–Architekten Brandenburg an der Havel die Arbeit aufnahm.

Das Symposium stellt im Spiegel der jüngsten Forschungsergebnisse ein neues Bild von der Thematik und Funktion der Wandmalereien wie auch von der ursprünglichen Ausdehnung und Gestalt der Brandenburger Dombibliothek des späten Mittelalters vor und entwickelt von diesem Standpunkt aus ein erweitertes Spektrum von Fragestellungen in die europäischen Kulturräume des Mittelalters und der Renaissance hinein. Wie die Forschungen des restaurierungswissenschaftlichen DFG-Projekts der HAWK unter der Leitung von Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub erwiesen haben, handelt es sich bei den in situ ansichtigen Wandmalereien um ein authentisches, wenngleich fragmentarisches Ensemble, eine hoch qualitätvolle, mehrschichtig aufgebaute Seccomalerei, hergestellt mit proteischen Bindemitteln. Stilgeschichtlichen Forschungen der Kunstgeschichte zufolge zeichnet sich der Charakter eines künstlerischen ‚Leuchtturmprojekts‘ regionaler Herkunft mit Bezügen zu einer Vielzahl von Gattungen der Malerei ab, das beispielhaft für den Übergang zwischen dem Internationalen Stil der Jahrzehnte um 1400 und der Spätgotik steht. 3 Die Originalhandschrift des beschreibenden Textes im Codex Clm 650 der Staatsbibliothek München, der zwischenzeitlich Hermann Schedel (1410–1483), dem älteren Vetter Hartmanns, zugeschrieben wurde, erweist sich unter dem Abgleich mit Quellen und Befunden einerseits als authentisch, andererseits als selektiv: Die erhaltenen Wandmalereien zeigen weitaus mehr und umfassen neben Ornamentmalereien von außerordentlich hoher Qualität auch Wappen, an Hand derer Probst Peter von Klitzke (Amtszeit 1425/26–ca. 1447) und Bischof Stephan Bodeker als Auftraggeber und Verantwortliche für das ehrgeizige Projekt identifiziert werden konnten. Weiter konnten epigraphisch und ikonographisch bislang unbekannte Texte und Figuren gesichert werden, die sich auf die heilsgeschichtliche Grundierung des Erwerbs von Wissen und Weisheit unter der Ägide der mit Prämonstratensern besetzten Brandenburger Kathedra. Unter der “Bibliothek“ am Brandenburger Dom ist nicht nur ein großer Studiensaal zu verstehen, sondern ein Bibliothekskomplex, der neuesten baugeschichtlichen Erkenntnissen zufolge durch differenzierte architektonische Umbauten an einem großen Saal im Nordflügel der Domklausur aus dem 13. bis 14. Jahrhundert hergestellt wurde. Die ausgeprägt kanonistische Position und der ‚große Wurf‘ zum aktuellen Bildungskanon mit seinen Wurzeln in der Antike und in der Scholastik berühren das Verhältnis zum Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg aus dem aufstrebenden Haus Hohenzollern wie das Selbstverständnis kirchlicher Herrschaft in den spannungsreichen Prozessen der Aushandlung von Macht nach der Beendigung des Schismas, unter den Bestrebungen der Kirchenreform und dem Druck wirtschaftlicher Konsolidierung. Nicht zuletzt beleuchten sie die Rolle des Prämonstratenserordens in der Entwicklung der kirchlichen Herrschaft wie der Kunst- und Kulturgeschichte in den mittelund norddeutschen Räumen des Gebiets der Sächsischen Zirkarie.

Die aufgeworfenen Fragen sind vielfältig und betreffen die künstlerischen Quellen und Strategien des Umgangs mit Traditionen und Innovationen dekorativer und figürlicher Malerei und Kaligraphie wie mit den vielschichtigen Feldern der Allegorese, Performanz, Diagrammatik und Mnemotechnik in Bereichen wissenschaftlicher Literatur und monumentaler Malerei. Das mögliche Themenspektrum reicht von Fragestellungen, die das Bauwerk und seine Räumlichkeit betreffen und stilgeschichtliche, bautechnische und funktionale Aspekte beleuchten, bis hin zu Überlegungen zu etwaig integrierten oder angrenzenden Räumen der bischöflichen Verwaltung und Rechtsprechung oder zur Praxis des Lebens in und mit der Bibliothek, der Verwahrung von Büchern, der Praxis des Studiums und der Regulierung von Licht. In der Tagung zur Sprache kommende Zukunftsperspektiven betreffen auch die nachhaltige Archivierung und innovative Nutzung von Projektdaten sowie Chancen der musealen Präsentation und Vermittlung des wertvollen Ensembles von Wandmalereien durch das Domstift Brandenburg im Rahmen des Dommuseums. Angesiedelt am Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte der Universität Paderborn, unterstützt vom Zentrum für Informations- und Medientechnologie (IMT) und der Universitätsbibliothek Paderborn, wurde die Datenbank zum DFG-Sachmittelprojekt „Der Wandmalereizyklus zu den Wissenschaften und Künsten in der Brandenburger Domklausur“ unter Einsatz des MonArch-Datenarchivierungssystems des IFIS-Instituts der Universität Passau (seit 2021 Teil der AriInfoWare GmbH) vom DFG-Tandemprojekt mit seinen 4 Kooperationspartner*innen entwickelt. Das projektförmige und für künftige Projekte anschlussfähige Medium zielt auf eine gebäudebasierte, interaktiv zu nutzende Archivierung der heterogenen Dokumentationen und Visualisierungen und wirft die Frage nach vergleichbaren oder alternativen Arbeitsansätzen im Feld der Erforschung von Wandmalereien und ihrem architektonischen Umfeld auf. Das museologische Segment der Tagung soll der Frage nach geeigneten Präsentationsformaten im Museum nachgehen. Schwerpunkte liegen auf der Vermittelbarkeit von hybriden Gattungen in historischen Räumen einschließlich Inschriften und mittelalterlichen Quellen sowie schwer zugänglichen Erhaltungszuständen. 

Ab­stracts | Ta­gungsbeiträge

Zum baulichen Umfeld: Beobachtungen der Architekturgeschichte und der Restaurierungswissenschaft

Zur Rekonstruktion der Bauzustände des 13. und 15. Jahrhunderts am Nordflügel der Brandenburger Domklausur. Grundlagen, Ergebnisse und offene Fragen

Es werden Rekonstruktionsvorschläge für die Gestalt der Räume im Obergeschoss und der Nordfassade der Nordklausur für das 13. und das 15. Jahrhundert vorgestellt und die entsprechenden Baubefunde erläutert.  Dabei wird deutlich, dass viele Fragen offenbleiben. Die Zeichnungen unterscheiden deshalb in gesicherte Fakten, Vermutungen, die eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich haben und rein spekulative Annahmen. Dabei soll das Feld abgesteckt werden, auf dem Hypothesen zu Funktionszuschreibungen der Räume diskutiert werden können.

Dipl. Ing. Sabine Herrmann

nach Abschluss einer Lehre als Baufacharbeiter folgte ein Studium der Ingenieurwissenschaften mit Vertiefungsrichtung Architektur in Cottbus, anschließend ein postgraduales Studium der Denkmalpflege in Dresden. Berufstätigkeit als Architektin im Bereich Denkmalpflege, seit 2001 Mitarbeit bei pmp Architekten mit Schwerpunkt Domklausur in Brandenburg an der Havel. Seit 2015 Dokumentation von Baubefunden der Domklausur, des Doms und anderer Gebäude des Domstifts Brandenburg, Beschäftigung mit Bauforschung zur Nordklausur.

Bischöfliche Ambitionen und bauliche Repräsentation – die spätgotische Architektur der Brandenburger Domklausur

Der Umbau des nördlichen Klausurflügels des Brandenburger Doms und die dortige Einrichtung und ambitionierte Ausstattung einer bedeutenden Bibliothek unter Bischof Bodeker in der Mitte des 15. Jahrhunderts bildetet offenbar den Auftakt eines repräsentativen Umbaus der Brandenburger Domkirche und der Klausuranlage, was mit einer umfassenden Umstrukturierung verbunden war. So änderten sich die Nutzungen und Funktionen einer ganzer Reihe von Räumen bzw. ganzer Klausurflügel.

Ein weiterer Höhepunkt ist der tiefgreifende spätgotische Umbau von Chor und Querhaus der Domkirche sowie der Stiftung bedeutender Ausstattungsstücke wie dem hochrangigen Glasmalereizyklus, mit dem die hier angesiedelte Bischofsgrablege zu einem Memorialraum für Bischof Bodeker selbst wurde.

Nach mehreren Versuchen gelang jüngst die dendrochronologische Datierung des mittelalterlichen Langhausdaches der Domkirche in die Zeit um 1477. Damit lässt sich nun aufzeigen, wie der Nachfolger Bodeckers im Bischofsamt Dietrich von Stechow in seiner Bau- und Stiftungstätigkeit eng an die Umbauprojekte am Dom und in der Klausur anknüpfte und offenbar ganz in dessen Sinne fortführte. Dabei förderte Stechow auch die Weiterentwicklung einer signifikanten Architekturgestalt, die auf die Region ausstrahlen sollte.

Dirk Schumann, M.A. – Kunsthistoriker und Bauarchäologe, Berlin

Magisterstudium Kunstgeschichte, Ur- und Frühgeschichte sowie Kulturwissenschaft; freie berufliche Tätigkeit in Berlin, im Land Brandenburg, in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Sachsen und Sachsen Anhalt, Mitarbeit an verschiedenen Forschungsprojekten, Lehrtätigkeit an Universitäten in Berlin, Potsdam Greifswald und Lüneburg, Mitarbeit an Ausstellungen, Tagungen und zahlreichen Publikationen, zusammen mit Ernst Badstübner Herausgabe der Studien zur Backsteinarchitektur.

Befunde mittelalterlicher Putze und Wandmalereien im Inneren und am Außenbau des nördlichen Klausurgebäudes - ein Rapport nach knapp 25 Jahren

Der Vortrag beschäftigt sich mit der Befundsituation in und am nördlichen Klausurgebäude des Brandenburger Domes vor knapp 25 Jahren. Das seinerzeit ungenutzte Gebäude befand sich damals in einem akut einsturzgefährdeten Zustand, das zweite Obergeschoss aus Fachwerk war zu dieser Zeit schon vollständig abgebrochen.

Die Restauratorische Befunderhebung erfolgte sondierend an der Nordfassade, aber auch im Innern des Klausurgebäudes. So wurden die schon zuvor nachgewiesenen Wand- und Gewölbemalereien im oberen Kreuzgang vertiefend untersucht, wobei hierzu auch malerische Analogien im Fassadenbereich nachgewiesen werden konnten. Hinzu kamen Befunde zur ursprünglichen Gestaltung der Nordfassade aus dem 13. Jahrhundert und diverse Hinweise zu dekorativen Gestaltungen und zur Polychromie aus den verschiedenen Jahrhunderten in Form von aufgedeckten Deckenmalereien, Stratigrafien und auch Schriftfeldern.

Olaf Schwieger

1983: erstes Praktikum in der Denkmalpflege ; 1992 - 1997: Studium der Restaurierung von Wandmalereien und Objekten aus Stein ; 1998 – 2000: Restauratorische Baubegleitung am Dom zu Brandenburg ; 1999: Gründung von Gramann und Schwieger in Potsdam ; 2002 – 2005: Freilegung und Konservierung der Wand- und Deckenmalereien im oberen Kreuzgang ; 2018: Gründung der Partnerschaft Schwieger Raue ; 2017 – 2019 und 2022: Wissenschaftliche Mitarbeit im Forschungsprojekt „Der Wandmalereizyklus zu den Wissenschaften und Künsten in der Brandenburger Domklausur. Konservierungswissenschaftliche Forschung zur substantiellen und ideellen Erschließung des erhaltenen Bestandes“ ; 2005 – 2023: Engagement im Vorstand und im Präsidium des Verbands der Restauratoren (VDR), in der Brandenburgischen Ingenieurkammer (Fachbeirat BBIK-Sektion Restaurierung und Denkmalpflege, Ausschuss Baukultur, Vertreterversammlung) und im Deutschen Kulturrat (Rat für Baukultur und Denkmalkultur, Fachausschuss Kulturerbe, Sprecherrat)

 

Entwicklung, Vermittlung und Archivierung an den Institutionen und historischen Bauten der Brandenburger Domklausur

Ausblick auf das Projekt der Sanierung der Spiegelburg und des Ostflügels der Domklausur

Ein Großteil der Gebäude des Domstifts, darunter die Domkirche, die Petri-Kapelle, der Nordflügel der Domklausur, die Ritterakademie und die Domkurien, konnten in den vergangenen Jahrzehnten instandgesetzt, restauriert, modernisiert und neuen Nutzungen zugeführt werden. Burghof und Friedgarten wurden neugestaltet.

Ein wichtiger Baustein fehlt jedoch noch: Der Ostflügel der Domklausur und die Spiegelburg, nach dem Dom die beiden ältesten Gebäude des Domstifts. Sie sollen zukünftig als „Haus der alten Schätze“ das Domstiftsarchiv und das Dommuseum beherbergen. Im Vortrag werden die Planungen für dieses Bauprojekt vorgestellt.

Dipl.-Ing. Lennart Hellberg

Dipl.-Ing. Architekt und Fachplaner für vorbeugenden Brandschutz (EIPOS). Architekturstudium an der Universität Hannover, seit 1993 Partner bei pmp Architekten Hamburg/Brandenburg, Tätigkeitsschwerpunkte Bauen im denkmalgeschützten Bestand und historische Bauforschung. Das Büro pmp Architekten betreut seit 1996 sämtliche Bauvorhaben des Domstifts Brandenburg, weitere Projekte u.a. Rathaus Lüneburg, Rathaus Hann. Münden, Erbhof Thedinghausen, Schloss Hoya, Schloss Benrath. Bis 2006 Lehraufträge für Bauaufnahme und Denkmalpflege an der Hochschule für Technik in Bremen, der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg und an der Fachhochschule Hannover. Vorsitzender des Denkmalvereins Hamburg e.V.

Modellierung von Nutzungskontexten im zeitlichen Verlauf in MonArch am Beispiel der Domklausur in Brandenburg

Die Software MonArch ist ein Informationssystem, das auf die raumbezogene digitale Dokumentation von Bauwerken – wie dem Dom in Brandenburg – spezialisiert ist und es so erlaubt, den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes virtuell abzubilden. Kontexte dienen dabei einer Aufschlüsselung des kompletten Datenstands nach spezifischen Merkmalen und eröffnen Anwendern verschiedener Benutzergruppen einen fokussierten Blick auf die für sie relevanten Informationen.

Im Fall der Domklausur Brandenburg ergaben sich daraus mehrere Anwendungsfälle: Es wurde das neue Konzept der Kontexte genutzt, um die verschiedenen baulichen Befunde des ersten Obergeschosses zu visualisieren. Dazu wurde in jedem temporalen Kontext (wie z.B. 13. Jh., 15. Jh., 21. Jh.) ein eigener Grundrissplan hinterlegt, der eine interaktive Navigation durch den Zustand des Gebäudes im ausgewählten Zeitrahmen ermöglicht. Zusätzlich wurde das Paderborner Vokabular mittels thematischer Kontexte in zu diesen Zeitphasen signifikante Schlagworte aufgeteilt. Damit ist eine verbesserte Suche nach entsprechend zugeordneten Dokumenten wie Bildbefunden des Zustands des Kreuzgangs oder vorhandenen Maßnahmendokumentationen möglich.

Dr. Alexander Stenzer

Nach dem Abschluss seines Informatikdiploms 2008 arbeitete Alexander Stenzer am Informatiklehrstuhl mit Schwerpunkt Informationsmanagement der Universität Passau unter der Leitung von Professor Freitag in der Lehre. Anschließend wechselte er auf eine Projektstelle in das von der DFG geförderte MonArch-Projekt, in welchem er sowohl für das Erforschen einer Methodik zur datenbankgestützten Verwaltung von Dokumenten für Monumentalbauten als auch für das Design und die Weiterentwicklung des MonArch-Systems verantwortlich war. Im Anschluss daran war Herr Stenzer maßgeblich an der Entwicklung des MonArch Systems in mehreren Forschungsprojekten bis 2021 beteiligt und promovierte 2018 über die Vernetzung verschiedener MonArch-Systeme untereinander.

Seit der Neugründung der AriInfoWare GmbH ist Dr. Alexander Stenzer dort als Gesellschafter-Geschäftsführer tätig und verantwortet die Weiterentwicklung des MonArch-Systems sowie dessen Vertrieb und die Betreuung der bestehenden Kunden.

Das Fragment zum Sprechen bringen: Innovative Techniken zur Dokumentation und Visualisierung des Wandmalereizyklus in der Brandenburger Domklausur
 

Vorgestellt wird ein von der DFG gefördertes restaurierungswissenschaftliches Forschungsprojekt, das an der HAWK Hochschule in Hildesheim angesiedelt war und sich im Tandem mit dem kunsthistorischen Forschungsprojekt der Universität Paderborn das Ziel gesetzt hatte, den fragmentarisch überlieferten Wandmalereizyklus in der ehemaligen Bibliothek der Brandenburger Domklausur mit klassischen und innovativen Methoden und Techniken zu erkunden und digital zu visualisieren.

Der Wandmalereizyklus zu den Wissenschaften und Künsten, entstanden in den 1440er Jahren, kann nur im Kontext seiner Objekt- und Restaurierungsgeschichte verstanden werden, deswegen wird sein Schicksal mit den unterschiedlichen Nutzungen vom frühen 18. Jahrhundert bis in die 1970er Jahre vorgestellt – es war geprägt durch mangelnde Wertschätzung, Vernachlässigung und massive Eingriffe in die spätmittelalterliche Substanz. Dies änderte sich erst im späten 20. Jahrhundert, als die Bedeutung des Baus und seiner Ausmalung erkannt wurde, was im frühen 21. Jahrhundert zur Freilegung und Konservierung des fragmentarischen Wandmalereibestandes führte.

Wie kann man diese Wandmalereifragmente zum Sprechen bringen? Mit weitgehend nicht invasiven Techniken restauratorischer Untersuchung und einer präzisen Befunderhebung an sämtlichen Architekturoberflächen wird das Gesamtkonzept der Ausmalung des ehemaligen Bibliotheksraumes theoretisch rekonstruierbar, mit der Präsentation der szenischen und figürlichen Darstellungen im prächtigen Rahmenwerk von architekturillusionischten Elementen und üppiger floraler Ornamentik. Mit maltechnischen Untersuchungen lässt sich nachvollziehen, wie die ursprüngliche Farbpalette aussah und wie sie sich im Laufe der Zeit durch klimatische Einflüsse, Pigmentumwandlung und verschiedene anthropogene Faktoren verändert hat.

An vielen Stellen sind originale Oberflächen, d.h. Putze und Grundierungen erhalten geblieben, jedoch ist von der originalen Malschicht mit dem bloßen Auge fast nichts mehr zu erkennen. Hier können innovative strahlendiagnostische Untersuchungstechniken in Verbindung mit bildgebenden digitalen Verfahren äußerst hilfreich sein. Zu nennen ist hier insbesondere die kombinierte Anwendung mehrerer strahlendiagnostischer und bildgebender Verfahren, mit welchen diese Malereibereiche wieder besser sichtbar werden. Besonders relevante Ergebnisse lassen sich mit der Hyperspektralbildverarbeitung erzielen. Die daraus resultierenden, in sog. Bildstapeln gesammelten visuellen Phänomene werden ausgewertet, um dann in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Kunstgeschichte eine auf den Befunden beruhende formgebende Interpretation zu erhalten. Diese ermöglicht Rückschlüsse auf Ikonographie, Komposition und stilistische Merkmale.

Die Hyperspektralbildverarbeitung eignet sich besonders für das Detektieren geringster Farbreste, da hierbei eine Vielzahl an Farbkanälen entsteht und die Farbnuancen gut separierbar sind. Insgesamt können großflächige und kleinteilige Farbzu­sammenhänge und Muster gut beurteilt, jedoch keine Unterscheidungen zwischen den im Werkprozess entstandenen Malschichten getroffen werden. Mit einer digitalen Visualisierung wird dann veranschaulicht, was das menschliche Auge ohne Hilfsmittel nicht sehen kann. Durch eine erläuternde Legende und das Gegenüberstellen der verschiedenen Bildgebungsverfahren können nun die Rekonstruktionsgrundlagen nachvollzogen werden, nicht gesicherte Bereiche sind als solche identifizierbar. Über die Visualisierung lassen sich hochkomplexe Bildräume veranschaulichen. So können mittels Bestimmung der Größenverhältnisse und Proportionen von Objekten, Menschen und Tieren fragmentarische Bildelemente systematisch identifiziert und in mehr oder weniger großem Umfang rekonstruiert werden.

Auf diese Weise lässt sich in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit den Fachbereichen Geschichte, Kunstgeschichte, Materialkunde und Naturwissenschaften, Bauforschung und Restaurierungswissenschaften vieles herausfinden und veranschaulichen, was vorweg nicht sichtbar war – sofern noch materielle Spuren der Wandmalereien erhalten sind, und seien sie noch so gering.

 

Dipl.-Rest. Sabine Krause-Riemer M. A., studierte an der TH Köln, CICS, Restaurierung/Konservierung von Wandmalerei/ Objekte aus Stein. Seit vielen Jahren befasst sie sich mit strahlendiagnostischen und bildgebenden Verfahren zur Visualisierung von Fragmenten im Bereich Wandmalerei und Architekturoberflächen, im Rahmen von Forschungsprojekten und in der Lehre. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im laufenden DFG-Projekt zum Thema „Hyperspektrale Untersuchungsmethoden und die Entwicklung einer digitalen Toolbox für die Erforschung und Vermittlung fragmentarischer Wandmalerei“, unter Leitung von Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub, an der HAWK Hildesheim. Sie war wesentlich beteiligt an den Ergebnissen des im Dezember 2021 abgeschlossenen DFG- Projekts über den Wandmalereizyklus zu den Wissenschaften und Künsten in der Brandenburger Domklausur, Schwerpunkt „Restaurierungswissenschaftliche Forschung zur substanziellen und ideellen Erschließung des erhaltenen Bestandes“, ebenfalls unter Leitung von Prof. Schädler-Saub, HAWK Hildesheim, das im Tandem mit dem kunsthistorischen DFG-Projekt der Universität Paderborn, Leitung Prof. Dr. Heinrichs, durchgeführt wurde.
 

Prof. Dr. Dipl. Rest. Ursula Schädler-Saub ist Restauratorin, Denkmalpflegerin und Kunsthistorikerin. Studium an den Staatlichen Universitäten in Mailand und Florenz sowie am Opificio delle Pietre Dure in Florenz.  Über viele Jahre als Restauratorin für Wandmalerei und später als Gebietsreferentin für Kunst- und Baudenkmalpflege am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege tätig. Von 1993 bis 2021 Professorin für das Fachgebiet „Geschichte und Theorie der Restaurierung, Kunstgeschichte“ an der HAWK Hochschule in Hildesheim, Fakultät Bauen und Erhalten. Seit Oktober 2021 ist sie Seniorprofessorin an der HAWK und mit Forschungsprojekten betraut, die sich mit Geschichte und Ethik der Restaurierung und der Denkmalpflege sowie mit innovativen Methoden und Techniken der Erforschung von Kulturdenkmalen befassen, Schwerpunkt Wandmalerei und Architekturoberflächen. Zudem ist sie für ICOMOS aktiv, den internationalen Rat für Denkmalpflege, u.a. mit Monitoring von deutschen Welterbestätten und als Sprecherin der Arbeitsgruppe Konservierung-Restaurierung. Seit vielen Jahren ist sie an der Konzeption und Durchführung internationaler Fachtagungen beteiligt. Es liegen zahlreiche Publikationen zu ihren Forschungsschwerpunkten in der Restaurierung und der Denkmalpflege vor.

Quellen und Themenfelder

Wer führte die Feder in Clm 650? Paläographische Anmerkungen zu den Autographen Hermann und Hartmann Schedels.

Für Karl-August Wirth gab es keinen Zweifel: Hartmann Schedel schrieb während seiner Leipziger Studentenzeit die ekphratischen Passagen in Clm 650, 277r-284r und fertigte später eine Abschrift des Textes an. Ist die Schrift in Clm 650 ihm wirklich zuzuweisen? Ausgehend von dieser Frage beschäftigt sich der Vortrag damit, wie sich die persönliche Handschrift Hartmann Schedels im Lauf der Zeit veränderte, welchen Einfluss sein Vetter Hermann dabei nahm und warum Clm 650 letztlich Hermann zuzuschreiben ist.

Dr. Julia Knödler

Geboren 1970 in Heidelberg, 1989 Abitur; Studium der Mittelalterlichen Geschichte, Historischen Hilfswissenschaften und der Lateinischen Philologie des Mittelalters an der LMU München (Magister Artium 1995); Promotion im Fach Geschichte an der Universität Regensburg 2004; Berufsbegleitendes bibliothekswissenschaftliches Fernstudium (MA (LIS) 2016)
1996-2008: Verschiedene Stationen als wissenschaftliche Mitarbeiterin der LMU München (Seminar für lat. Philologie des Mittelalters, Historisches Seminar), der Univ. Regensburg (Lehrstuhl mittelalterliche Geschichte) und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Kommission "Repertorium Fontium Historiae Medii Aevi")
2009-2017: Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der BSB (DFG-Projekt "Neukatalogisierung der lateinischen Handschriften aus dem ehemaligen Benediktinerkloster St. Emmeram in Regensburg.“ Band 4: Clm 14401-14540 [erschienen 2015] und Band 5: Clm 14541-14690 [im Druck])
Seit September 2017: Leiterin der Abteilung „Historische Sammlungen“ an der ULB Sachsen-Anhalt
Regelmäßige Lehrtätigkeit:
• 1997-2017: Lehrbeauftragte für Lateinische Paläographie an der LMU
• Seit SoSe 2005: Dozentin an der Bibliotheksschule Bayern (Vertiefungskurs Schriftgeschichte)
• Seit WS 2017/18: Dozentin am IBI, HU Berlin (Modul „Handschriften und Alte Drucke“)
Publikationen zur mittelalterlichen Kriegsgeschichte, Textüberlieferung, Paläographie, Handschriftenforschung und Bibliotheksgeschichte.

Theologie und Jurisprudenz in den Wandgemälden der Brandenburger Dombibliothek

Die Wandmalerei in der Brandenburger Dombibliothek war offenbar auf zwei Räume verteilt. Das ergibt sich, wenn man Hermann Schedels Beschreibung und die vor Ort erhaltenen Reste der Malerei zu einem Gesamtbild verbindet – so wie Ulrike Heinrichs & Martina Voigt es jüngst unternommen haben.Dargestellt waren in Bild und Schrift die vier universitären Hauptfakultäten: die Theologie, die Rechtswissenschaft, die Medizin und schließlich die Philosophie mitsamt den sieben Freien Künsten. Hinzu traten ein Ensemble von sechs mechanischen Künsten und die – für eine Bibliothek unerlässliche – Schrift- & Bücherwissenschaft. Die Medizin und die Philosophie hatten im kürzeren, nördlichen der beiden Räume Platz gefunden, die Theologie & die Rechtslehre im südlichen.2 Vom südlichen Raum beschreibt Schedel nur eine Wand, nämlich die nördliche der beiden Längswände. Von einer Bemalung der gegenüberliegenden Längswand schweigt er. Vor Ort haben sich hier jedoch ebenfalls Bruchstücke von Schriftfeldern und gemalten Figuren erhalten, die es erlauben, das von Schedel unvollständig überlieferte Programm zu vervollständigen. Hierzu bieten Heinrichs & Voigt wegweisende Erkenntnisse, indem sie zwei der ursprünglich wohl 16 inschriftlichen Texte identifizieren und bei einigen der dazugehörigen Figuren charakteristische Merkmale feststellen; eine Figur ist sogar eindeutig als Herrscher zu bestimmen.Die besagten Inschriften zeigen an, dass die Theologie, deren allegorische Figur auf der Nordwand erscheint, auch themenbestimmend für einen Teil der Südwand ist, nämlich für deren Osthälfte. Hingegen sind die Malerei- und Inschriftenreste der Westhälfte so spärlich, dass sich die beiden Autorinnen damit zurückhalten, das Thema oder die Themen der Malerei auch für diesen Abschnitt zu benennen.4 Immerhin bringen sie eine der dortigen Inschriften in Beziehung zur Rechtswissenschaft, deren allegorische Personifikation im Norden neben derjenigen der Theologie thront.5 

Im vorliegenden Beitrag soll ein kleiner Schritt weiter versucht werden. Die Thematik der Südwand wird fast vollständig bestimmt: Der Maler hat die östliche Wandhälfte der Theologie, die westliche wenigstens größtenteils der Jurisprudenz gewidmet. Zu dieser These führen erstens eine bei Schedels Notizen ansetzende Überlegung und zweitens die Rekonstruktion von weiteren Inschriften. Der besagte Gedankengang betrifft die Verteilung der Wandgemälde im nördlichen Raum. Sie sieht nach Schedels Zeugnis anders aus als von Ulrike Heinrichs vermutet.6 Insbesondere nahm die Darstellung der Philosophie nicht bloß zwei der vier Felder einer einzigen Wand, sondern ganze eineinhalb Wände ein.7 Beachtet man zudem die Ausdehnung der gemalten Reihe der mechanischen Künste einerseits, zum anderen die Zweizahl der die Medizin illustrierenden Bildfelder, so ist undenkbar, dass sich die Darstellung der beiden Hauptfakultäten „Theologie“ und „Rechtswissenschaft“ im südlichen Raum auf jeweils ein Bildfeld beschränkt hätte. Die von Heinrichs & Voigt für die Osthälfte der Südwand gesicherten Inschriften gelten der Theologie; eine wohlproportionierte Gewichtung der Malthemen ergibt sich nur, wenn die Westhälfte derselben Wand für die weitere Illustration der Rechtslehre genutzt war. Mit dieser Überlegung stimmen weitere Inschriftentexte zusammen, die sich identifizieren lassen.8 Insgesamt sind für die Südwand nun neun solcher Texte samt ihren Quellen bekannt. Fünf davon befinden sich auf der Westhälfte; bei den hier notierten Zitaten handelt es sich um grundlegende, teils präambel-artige, teils definitorische Bestimmungen aus der Rechtslehre.
 

Bibliografie: Heinrichs/Voigt 2022: Ulrike Heinrichs & Martina Voigt: Die fragmentarischen Wandmalereien aus der Zeit Bischof Stephan Bodekers und Propst Peter von Klitzkes in der spätmittelalterlichen Dombibliothek in Brandenburg an der Havel und ihre Inschriften. Ein monumentaler Zyklus bestehend aus Figurenbildern, Texten und Ornamenten in zwei Bibliotheksräumen, Online-Publikation, Heidelberg 2022 (https://doi.org/10.11588/artdok.00007730). Wirth 1974: Karl-August Wirth: „Eine bekannte Quellenschrift – neu gelesen“, in: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst 25 (1974), p. 47–46.
 

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1 Heinrichs/Voigt 2022, passim. – Hermann Schedels Notizen sind auf maßgebliche Weise ediert bei Wirth 1974, p. 47–46. Der dort vorgelegte Text erfordert nur wenige Korrekturen des Wortlauts; zu den Quellen der von Schedel notierten Inschriften sind allerdings weitere Angaben möglich. 

2 Heinrichs/Voigt 2022, p. 29f. & 56–63. 

3 Heinrichs/Voigt 2022, p. 100–110, davon p. 109f. mit p. 252 (Abb. 68) zum Herrscherbild. – Die erste der Inschriften wird von den Autorinnen allerdings nur im Wortlaut des Textes, nicht in der dazugesetzten Quellenangabe richtig bestimmt. Das Zitat stammt nicht aus Bonaventuras Lignum vitae (wo es ebenfalls lediglich zitiert ist), sondern mittelbar aus Hugo von St. Viktors Buch über die Arche Noah (De archa Noe II 9), unmittelbar aus Thomas von Irlands Florilegium Manipulus florum. 

4 Heinrichs/Voigt 2022, p. 107–110. 

5 Heinrichs/Voigt 2022, p. 248 (Text zu Abb. 64): „Inschrift mit Text zur Rechtsgeschichte (?)“. 

6 Heinrichs/Voigt 2022, p. 28–30, dazu p. 187 (Abb. 4). 

7 Siehe Schedels Text bei Wirth 1974, p. 50–53, insbesondere p. 52, Z. 91. 

8 Darunter ist jene Inschrift, die Heinrichs & Voigt vermutungsweise als rechtshistorisch einstufen (s. o. Fn. 5), und auch diejenige, die dem oben erwähnten Herrscherbild zugeordnet ist (s. o. Fn. 3). 

Dr. Mischa von Perger

Geboren 1961 in Nordrhein-Westfalen. Studium der Philosophie & der Klassischen Philologie in Freiburg im Breisgau & in München. Dissertation über die Allseele in Platons Timaios (erschienen 1997). 1994-2001 Wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. Assistent am Philosophischen Seminar II der Universität Freiburg im Breisgau. 2014 - 2017 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Philosophie an der Universität Graz, beim Editionsprojekt „Albert von Sachsen: Sophismata“. Februar/März 2018 Forschungsstipendium am „Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung“ (IZEA) an der Universität Halle-Wittenberg, für das Editionsprojekt „Christian Garve: Den nonnullis, quae pertinent ad Logicam probabilium“.

Altera pictura artium. Schedels Bildbeschreibung der Brandenburgischen Bibliothek im Kontext der Büchersammlung des Frühhumanisten Sigmund Gossembrot 

Hermann Schedels Bildbeschreibung der Brandenburgischen Bibliothek ist neben den Handschriften Clm 650 und Clm 418 noch in einem weiteren Manuskript des 15. Jahrhunderts überliefert: dem ebenfalls Münchener Clm 3941 aus dem Besitz des Frühhumanisten Sigmund Gossembrot (1417–1493). Die Einträge stehen verstreut in Lagen, in der sich diverse Texte zu den sieben freien Künsten finden. Im Umfeld lagern sich weitere Abhandlungen u.a. über die Bildung und die Poesie an.

Der angebotene Beitrag fragt – auch unter Berücksichtigung kodikologischer Aspekte – nach den Motivationen der Zusammenstellung. In den Blick geraten dabei ‚Assoziationen‘ im doppelten Wortsinn: textliche Nachbarschaften (u.a. mit weiteren Bildbeschreibungen) ebenso wie die ‚mental habits‘ eines zeitgenössischen Rezipienten der Brandenburger Bildbeschreibung, der das dort überlieferte Lehrprogramm mit verwandten Konzepten des Wissens in Zusammenhang bringt. Aufschlussreich ist dabei der Sachverhalt, dass Gossembrot die verschriftete räumliche Anlage der Brandenburger Bibliothek in das System seiner privaten Büchersammlung integriert hat, die er zudem ab 1461 von seiner bürgerlichen Wirkungsstätte Augsburg an den freiwillig gewählten Rückzugsort der Johanniterkommende in Straßburg überführte. Die von Gossembrot in hoher Zahl angebrachten Querverweise lassen erkennen, wie das in der Brandenburger Bildbeschreibung und ihrem Umfeld dokumentierte Artes-Wissen mit weiteren Themen seines reichhaltigen Bücherbestands vernetzt ist.

Prof. Dr. Michael Stolz

Funktion und Institution: Professor für germanistische Mediävistik an der Universität Bern.

Studium und Werdegang: Studium an den Universitäten München (LMU), Poitiers und Bern. Diss. (1993) und Habil. (2000) in Germanistischer Mediävistik an der Universität Bern. Professuren in Basel (2001–2005), Göttingen (2005/6), Paris (Sorbonne, prof. associé, 2007/8) und Bern (seit 2006).

Forschungsschwerpunkte: Leiter der digitalen Neuedition des in über 80 Handschriftenzeugen überlieferten ›Parzival‹-Romans Wolframs von Eschenbach (www.parzival.unibe.ch). Weitere Arbeitsschwerpunkte sind mediävistische Komparatistik und historische Leseforschung (vgl. www.gossembrot.unibe.ch). Seit 2022 Herausgeber der Zeitschrift 'Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur'.

Publikationen, u.a.:

-Karl Lachmann als Grundleger textkritischer Verfahren. Die ›Parzival‹-Ausgabe, in: Geschichte der altgermanistischen Edition, hg. von Martin Schubert und Judith Lange, Berlin/ Boston 2023 (Bausteine zur Geschichte der Edition 6), S. 53–75.

-Der ‚lebende Text‘. Mutationen in der ›Parzival‹-Überlieferung am Beispiel von Vorlage und Kopie (Handschriften V und V’), in: Lachmanns Erbe. Editionsmethoden in klassischer Philologie und germanistischer Mediävistik, hg. von Anna Kathrin Bleuler und Oliver Primavesi, Berlin 2022 (Zeitschrift für deutsche Philologie. Beiheft 19), S. 585–614.

-Natura, Artes und Virtutes. Alanus ab Insulis in der spätmittelalterlichen ‚Intellectual History‘, in: Alanus ab Insulis und das europäische Mittelalter, hg. von Beate Kellner und Frank Bezner, Paderborn 2022, S. 361–414

-Religiöse Ambiguitätstoleranz in Wolframs ›Parzival‹ als Reflex jüdisch-islamischen Wissens, in: Vielfalt des Religiösen. Mittelalterliche Literatur im postsäkularen Kontext, hg. von Susanne Bernhardt und Bent Gebert, Berlin/ Boston 2021 (Literatur – Theorie – Geschichte 22), S. 155–176.

-Plurilingualism in the Codex Buranus. An Intercultural Reconsideration, in: Revisiting the Codex Buranus. Contents, Contexts, Composition, hg. von Henry Hope und Tristan E. Franklinos, Martlesham (Suffolk)/ Rochester (NY) 2020 (Studies in Medieval and Renaissance Music 21), S. 317–350.

-Transversale Lektüren. Die Bibliothek des Frühhumanisten Sigmund Gossembrot, in: Die Bibliothek – The Library – La Bibliothèque. Denkräume und Wissensordnungen, hg. von Andreas Speer und Lars Reuke, Berlin/ Boston 2020 (Miscellanea Mediaevalia 41), S. 484–507.
-Petrarcas ›Itinerarium ad sepulcrum Domini‹ im Spannungsfeld der Zeiten, in: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 93 (2019), S. 371–391.

Adresse: Universität Bern, Institut für Germanistik, Länggass-Str. 49, CH-3012 Bern
michael.stolz@germ.unibe.ch

Die Inschrift zur Stiftung von Matthias Prenne in St. Gotthard in Brandenburg. Zum epigraphischen Umfeld der Inschriften in der ehemaligen Dombibliothek in Brandenburg

Die im Jahr 1474 durch den Lebuser Domherrn Matthäus Prenne erfolgte Stiftung einer Kapelle und eines damit verbunden Bibliotheksraumes als doppelstöckiger Südanbau an die St. Gotthardtkirche stand in enger Verbindung mit dem spätgotischen durchgreifenden Erneuerungsbau der Kirche. Die Stiftung von 1474 steht in Verbindung mit der geistlichen Oberaufsicht über die Kirche und nimmt zugleich eine eigene Position ein.  Das Patronat über Kapelle und Bibliothek lag in der Verantwortung der Weinmeistergilde der Atstadt Brandenburg, weshalb auf den bedeutenden Wirtschaftszweig des Weinbaus, der auf den Hängen des westlich vor der Altstadt liegenden Marienberges betrieben wurde, eingegangen wird.
Nicht zuletzt wird die Stiftung einer Bibliothek in der Gotthardtkirche auch in einen Zusammenhang mit den insbesondere im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts, offenbar bald nach der Stiftung Prennes, eingerichteten und gebauten Bibliotheken in den Klöstern und Kirchen beider Städte gestellt.
Die den Abschluss des Baus von Kapelle und Bibliothek im Jahr 1475 dokumentierende Inschrift ist eine von vielen, die Weihe von neuen Altären dokumentieren Inschriften der im selben Jahr wiedergeweihten Kirche. Allein Prennes Stiftung aber umfasste einen neuen Kapellen- und Bibliotheksanbau. Die zu betrachtende Inschrift zeigt - wie alle Altarstiftungsinschriften der Kirche - eine präzise, anspruchsvoll und eigenwillig gestaltete gotische Minuskel. Der Vergleich mit früheren und gleichzeitigen Wandinschriften im Bereich der Dominsel, der Alt- und der Neustadt Brandenburg bildet die Grundlage der Charakterisierung dieser Inschrift und gibt zugleich einen Überblick über das Niveau der Wandinschriften in den beiden Städten Brandenburg und auf der Dominsel.

Dipl. Hist. Martina Voigt

Martina Voigt hat mittelalterliche Geschichte in Berlin studiert. Sie arbeitete zunächst als Archivarin in Budapest, ab 1982 in Berlin im Projekt einer Enzyklopädie zur mittelalterlichen Geschichte Mittel- und Osteuropas. Es folgte 1991 die Berliner Arbeitsgruppe „Die deutschen Inschriften“ und schließlich 2001 das CVMA Potsdam, ein Projekt zu Erforschung mittelalterlicher Glasmalerei.

 

Stilgeschichtliche und gattungsgeschichtliche Bezüge und Kontexte

Eine bislang unbekannte Werkstatt und ihre Voraussetzungen in der nord- und mitteldeutschen Malerei – Zur stilgeschichtliche Einordnung des Wandmalereizyklus in der spätmittelalterlichen Bibliothek am Brandenburger Dom

Aufgrund der erhaltenen Wappenmalereien auf den Schlusssteinen im Gewölbe der ehemaligen Brandenburger Bibliothek kann auf eine gemeinsame Auftraggeberschaft von Bischof Stephan Bodeker (1421–1459) und Dompropst Peter von Klitzke (1425/26–1447/51) geschlossen werden. Während die quellenkundlichen Hinweise für die Entstehungszeit einen terminus ante quem um 1450 ergeben, geht aus der Analyse des Werkprozesses hervor, dass die Wandmalereien einer Ausstattungsphase und Werkstatt zuzuordnen sind. Diese Werkstatt muss aus zahlreichen Mitarbeitern bestanden haben. Da keine vergleichbaren Wandmalereien auf uns gekommen sind, könnte sie in dieser Zusammensetzung allein in der Brandenburger Domklausur tätig gewesen sein. 

Dennoch lässt sich der Wandmalereizyklus mit zwei gattungsübergreifenden Werkgruppen in Verbindung bringen: Es handelt sich zum einen um eine der kunstgeschichtlichen Forschung wohlbekannte Werkgruppe, die sich um die Lübecker Glasmalereien aus der ehemaligen Burgkirche gruppiert und Wand-, Tafel- und Glasmalereien in Nord- und Mitteldeutschland von 1400 bis etwa 1430 verbindet. Zum anderen um eine weitere gattungsübergreifende Werkgruppe, deren stilistischen Wurzeln in der Magdeburger Kunst um 1400 liegen und die Werke in Halberstadt, Havelberg und Stendal im selben Zeitraum verbindet. In der Stendaler Glasmalerei von 1430 bis 1450 kann schließlich ein Austausch zwischen beiden Werkgruppen und die stilgeschichtliche Entwicklung hin zu den Arbeiten der sogenannten Altmarkwerkstatt beobachtet werden. 

Vor diesem Hintergrund stellt sich der Brandenburger Wandmalereizyklus als bislang fehlendes Glied in der Kunstgeschichte der Mark heraus. Im Vortrag wird anhand aussagekräftiger Vergleichsbeispiele gezeigt, dass die Wandmalereien in der ehemaligen Bibliothek am Brandenburger Dom stilgeschichtlich in die 1440er Jahre datiert werden können.

Katharina Pick, M.A.

Katharina Pick (geboren 1984) hat Kunstgeschichte und Betriebswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin studiert. 2012–2020 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrbereich für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte von Prof. Dr. Ulrike Heinrichs an der Universität Paderborn, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Institut für Kunst / Musik / Textil - Fach Kunst. Im Forschungsprojekt: „Der Wandmalereizyklus der Wissenschaften und Künste in der Brandenburger Domklausur. Kunstproduktion und Wissensorganisation um 1450“ unter der Leitung von Prof. Heinrichs (DFG-Sachmittelprojekt 346774044) arbeitete sie 2017–2020. Derzeit ist sie Bibliotheksreferendarin an der Staatsbibliothek zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Ikonographische Bezüge: Die spätmittelalterliche Ausmalung der ehemaligen Sakristei der Franziskanerkirche St. Katharinen mit Sibyllen und Propheten

Wo befand sich die Sakristei des Franziskanerklosters St. Katharinen in Lübeck? Erst 2002 konnte diese Frage eindeutig geklärt werden. Im Team haben Heike Trost im Zuge ihrer Dissertation, Eileen Wulff als Restauratorin und die Autorin dieser Zeilen die baugeschichtlichen Voraussetzungen für die Sakristeifunktion im oberen südlichen Nebenchor klären können. Ein Vorverdacht bestand aufgrund des ikonografischen Programms der spätgotischen Gewölbemalerei im östlichen Polygon und einem Teil des westlich anschließenden Kreuzjochs, das in Inschriften die Würde und Verantwortung  des Priesters thematisiert. Bis dato schien eine schriftliche Quelle zu beweisen, dass der südliche Nebenchor bis ins 18. Jahrhundert zum Hochchor offen war, also nicht als Sakristei gedient haben könne. Sanierungsmaßnahmen ermöglichten neue restauratorische und bauhistorische Untersuchungen: nur die Arkadenbögen waren offen. Da der Raum im Klausurbereich zwischen Mönchschor und Dormitorium liegt, erscheint die Sakristeifunktion trotzdem möglich. Gestützt wird sie durch das ikonografische Programm der Gewölbemalerei, die stilistisch in die Zeit um 1510 datiert werden kann. Wahrscheinlich diente bauzeitlich nur das Polygon, das auch durch einen besonderen Schlussstein hervorgehoben ist, als Sakristei. Spätestens um 1510, vermutlich jedoch früher, wurde die Sakristei um das halbe vorgelagerte Kreuzjoch erweitert.

Dr. Annegret Möhlenkamp                                                                                

Jahrgang 1955, Studium der Kunstgeschichte in Marburg und Hamburg; Studienaufenthalt an der Hertziana in Rom; Magister und Promotion im Fach Kunstgeschichte zu architekturhistorischen Themen; wissenschaftliche Mitarbeiterin  am Institut für Architekturgeschichte der Universität Stuttgart; 1993 – 2021 zunächst Bauhistorikerin, ab 2007 Inventarisatorin des Amtes für Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck ; Betreuung verschiedener DBU-Projekte und zuletzt -zusammen mit dem Kunsthistorischen Institut der Universität Kiel - Durchführung eines DFG-Forschungsprojektes zur Wand- und Deckenmalerei in den Lübecker Bürgerhäusern; dazu Datenbank 2010 und Buchpublikation 2021 (www.wandmalerei-luebeck.uni-kiel); seit 2021 im (Un-)Ruhestand.

 

Der Bibliotheksraum im ehemaligen Augustiner-Chorherrenstift Böddeken. Zur Ausmalung in Böddeken und in vergleichbaren Stiftsbibliotheken

Ab dem Jahr 1409 führten Augustinerchorherren aus Zwolle das ehem. Kanonissenstift Böddeken zu neuer Blüte. 1430 in die Windesheimer Kongregation aufgenommen, entwickelte sich Kloster Böddeken zu einem mächtigen Reformzentrum; von hier aus wurden 20 Männer- und 6 Frauenklöster von Schleswig-Holstein (Bad Segeberg) bis in die Schweiz (Basel) reformiert oder neu gegründet. Zwischen 1479 und 1487 entstanden in Böddeken neue Konventsbauten, auch der Bibliotheksraum im ersten Geschoß über dem Kapitelsaal. Ursprünglich ganz ausgemalt, stellt der Vortrag die erhaltenen Partien der Ausmalung vor und versucht, eine Verbindung zwischen dem Gemäldezyklus und den erhaltenen Buchbeständen aus Böddeken – Handschriften und Inkunabeln – herzustellen.

Von Böddeken aus wurde das Kloster bei der Wallfahrtskirche in Eberhardsklausen 1461 reformiert. Auch dort wurde – unter Bezugnahme auf Böddeken – ein Bibliotheksraum erbaut und mit einem Wandmalereizyklus ausgestattet. Wesentlich besser erhalten als der in Böddeken, stellt sich auch hier die Frage nach dem ikonographischen Programm, dessen ausführlichen Inschriften und den Beziehungen zum Bücherbestand.

Prof. Dr. Hans-Walter Stork

Studium der Philosophie und katholischen Theologie, Kunstgeschichte, christlichen Archäologie und historischen Hilfswissenschaften in Trier und Rom. Diplom in Katholischer Theologie 1985, Promotion 1987 in Kunstgeschichte, seit 2015 Honorarprofessor für Kunstgeschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

2003-2016 Kustos und Kurator an der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, ab 2005 als Handschriftenbibliothekar. Seit 2016 Bibliotheksdirektor der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek Paderborn.

Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen seit November 2021. – Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft katholisch-theologischer Bibliotheken (AKThB) seit September 2022.

Durch (Wand-)Malerei geprägte historische Räume im Museum – Perspektiven der Erforschung und Vermittlung

Die Wandmalereien im Dormitorium des Zittauer Franziskanerklosters und ihre museale Präsentation 

Das Zittauer Franziskanerkloster wurde kurz nach der Mitte des 13. Jahrhunderts in der Sächsischen Ordensprovinz gegründet; als Teil der Oberlausitz gehörte Zittau im Spätmittelalter allerdings zur Böhmischen Krone. Das Bauwerk des Klosters umfasst Bauteile aus dem Hoch- und Spätmittelalter. Es gehört zu den am besten erhaltenen Klosteranlagen im heutigen Sachsen – nicht zuletzt, weil es seit seinem Ende im 16. Jahrhundert eine Kontinuität verschiedener Nutzungen innehat. Eine davon ist die Beherbergung der städtischen Bibliothek und Sammlungen seit dem 17. Jahrhundert – letztere bis zum heutigen Tage, ist das Kloster doch der Hauptstandort der Städtischen Museen Zittau. In fast allen erhaltenen Bauteilen des Klosters – der Kirche, dem Kreuzgang, dem Dormitorium und einem großen nordwestlich an die Kirche grenzenden Flügel noch unbekannter Funktion gibt oder gab es Wandmalereien aus dem frühen bis späten 15. Jahrhundert. Besonders spektakulär war die Freilegung der Darstellung eines Jungbrunnens in einem Raum im Dormitorium, der an seinem Ort bis heute Rätsel aufgibt. Dort gibt es unterschiedliche Inschriften, für die im Vortrag erstmals Deutungen vorgeschlagen werden können, die ein Hinweis auf den Bildungsstand des Zittauer Konventes kurz nach der Mitte des 15. Jh. geben können. Die Präsentation der Malereien im Kontext der Ausstellungen der Städtischen Museen stellen eine Herausforderung dar, die ebenfalls Thema des Beitrags sein soll. 

Literatur: Anna Buri Rapp, Der Zittauer Jungbrunnen, Zittau/Görlitz 2011; Peter Knüvener (Hg.), Die Städtischen Museen Zittau, Dößel 2021, Helmut Hegewald, Franziskanerkloster Zittau: Die Malerei an der Südwand im Jungbrunnenzimmer des Dormitoriums. Die Schrifttafel des Zittauer Jungbrunnens, in: Oberlausitzer Familienkalenderbuch 2023, S. 96- 101, Dittelsdorf 2022.

Dr. Peter Knüvener

1976 in Essen geboren; Studium der Kunstgeschichte, Klassischen Archäologie und Mittelalterlichen Geschichte in Münster, Freiburg, Bologna und Berlin (dort auch Promotion zur spätmittelalterlichen Malerei und Skulptur in der Mark Brandenburg); 2007-11 Stadtmuseum Berlin/Märkisches Museum, Volontariat und Getty-Projekt zur Erarbeitung des Bestandskataloges der Mittelaltersammlung; 2011/12 Ausstellungskurator am Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte Potsdam; 2013/2014 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Stadt- und Regionalmuseum Perleberg; 2014-16 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Niedersächsischen Landesmuseum Hannover, VW-Projekt Lüneburger Goldene Tafel; Seit März 2016 Direktor der Städtischen Museen Zittau.

Im Vorstand der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg e.V., im Zittauer Geschichts- und Museumsverein und im Verein Via Sacra e.V., Mitglied der Brandenburgischen Historischen Kommission.

Publikationen (Auswahl): 

Monografien:

- Die mittelalterlichen Kunstwerke des Johann-Friedrich-Danneil-Museums, mit Beiträgen von Christa Jeitner und Detlef Witt, Berlin 2015.

- Zusammen mit Joachim Hackbart, Cordelia Hoenen und Stephan Hoenen: Der Hochaltar der Salzwedeler Marienkirche, Berlin 2012.

- Die spätmittelalterliche Malerei und Skulptur in der Mark Brandenburg (Forschungen und Beiträge zur Denkmalpflege im Land Brandenburg 14), Worms 2011 (zugl. Diss. HU Berlin 2010).

Herausgeber

- Peter Knüvener und Katja Mieth (Hg.), Städtische Museen Zittau, Sächsische Museen 23, Wettin-Löbejün 2021

- Zusammen mit Jens Hommel: entKOMMEN. Das Dreiländereck zwischen Vertreibung, Flucht und Ankunft, Zittauer Geschichtsblatt 54/2020.

- Epitaphien – Netzwerke – Reformation. Zittau und die Oberlausitz im konfessionellen Zeitalter, Görlitz/Zittau 2018

- Zusammen mit Jan Friedrich Richter und Kurt Winkler: Karl IV. – Ein Kaiser in Brandenburg, Katalog der gleichnamigen Ausstellung am HBPG Potsdam, Berlin 2016

- Zusammen mit Werner Ziems: Flügelaltäre um 1515 – Höhepunkte mittelalterlicher Kunst in Brandenburg und in den Nachbarregionen, Arbeitshefte des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischem Landesmuseums Bd. 42, Berlin 2016

- Zusammen mit Dirk Schumann: Die Mark Brandenburg unter den frühen Hohenzollern. Beiträge zu Geschichte, Kunst und Architektur im 15. Jahrhundert, Berlin 2015

Wandmalerei – eine sperrige Attraktion im Museum? Erschließung der Malereifragmente im Kreuzgang von Kloster Dalheim

Augustiner-Chorherren der Windesheimer Kongregation prägten über Jahrhunderte das monastische Leben in Dalheim. Die Chorherren waren zwar nicht der erste Konvent am Ort, als sie sich 1429 in Dalheim niederließen, sie schufen jedoch den Klosterkomplex auf der Anhöhe, der bis heute das Erscheinungsbild des Ortes entscheidend prägt. Kirche und Kreuzgang ihrer Klosteranlage statteten sie bereits im Spätmittelalter reich mit Wandmalereien aus, die vom Geiste der devotio moderna geprägt sind. 1803 setzte die Säkularisation der klösterlichen Tradition ein jähes Ende. In der Folgezeit wurde der gesamte Klosterkomplex – nun inklusive der Klausur – als Wirtschaftshof genutzt. Trotz der Einrichtung von Stallungen in Kirche und Kreuzgangflügel ist heute von der Wandmalerei in der Klausur erstaunlich viel Substanz unter schützenden Putzschichten erhalten geblieben. Nach umfangreichen Sicherungs- und Restaurierungsmaßnahmen, die 2012 abgeschlossen werden konnten, bilden die Wandmalereien trotz ihres fragmentarischen Erscheinungsbilds auch heute noch das prägende Element in Kreuzgang und Klosterkirche. Der Vortrag wird den Bestand der spätmittelalterlichen Wandmalerei vorstellen und auf die museumsdidaktische Vermittlung und die konzeptionelle Einbindung in die museumspädagogischen Angebote des LWL-Landesmuseums für Klosterkultur eingehen.  

Dr. Helga Fabritius

geb. in Hermannstadt/Sibiu (Rumänien), studierte Kunstgeschichte, Europäische Ethnologie und Ägyptologie an den Universitäten Tübingen und Heidelberg; 1997 Magisterarbeit zu der hochmittelalterlichen Palas-Ausmalung der Gamburg (Main-Tauber-Kreis); 2004 Promotion mit der Untersuchung einer spätmittelalterlichen Kapellenausmalung in einer siebenbürgischen Kirchenburg („Die Honigberger Kapelle. Kunst und Selbstdarstellung einer siebenbürgischen Gemeinde im 15. Jahrhundert“).

Seit 2005 tätig bei der Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur; Leitung der Bereiche Ausstellungen und Sammlungen. Wissenschaftliche Projektleiterin und Kuratorin mehrerer großer Ausstellungen, beginnend mit der Dauerausstellung „Eintreten! 1.700 Jahre Klosterkultur“ 2010. Initiatorin und Mitorganisatorin der Tagungsreihe „Fachtage Klosterkultur“, einem Kooperationsprojekt zwischen der Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseums für Klosterkultur, der Stiftsbibliothek St. Gallen und dem Benediktinerstift Melk, Start der Tagungsreihe 2019 in St. Gallen, September 2023 findet die dritte Tagung der Reihe statt.

Bereits seit 2005 immer wieder mit Untersuchungen der Wandmalerei in Kirche und Kreuzgang aus unterschiedlichen Perspektiven befasst; erarbeitete die museale Präsentation der Dalheimer Wandmalerei zunächst für die Sonderausstellung 2006 „Schau an der schönen Gärten Zier“ und schließlich für die Dauerausstellung 2010.

Presenting the Dance of Death. Biography and exhibition history of the Tallinn Dance of Death

This presentation examines the biography and exhibition history of the Tallinn Dance of Death painting, from the workshop of the Lübeck master Bernt Notke at the end of the 15th century. It will also give an overview of the new exhibition design completed in 2018, which was the first step in the modernisation of the Niguliste Museum. In the March 2023, Niguliste Museum opened a new glass lift and skydeck in the historic church tower. A brand new exhibition venue, i.e. the Higher Gallery, opened in the main hall.

The Dance of Death, located in St Anthony’s Chapel of St Nicholas’ Church, is the best-known and most valuable medieval artwork in Estonia. The first written reference to the painting dates from 1603. From the 17th century at the latest, the painting has been housed, with small interruptions, in St Anthony's Chapel. The presentation will look at and visually illustrate the different ways and places in which the work has been exhibited over the centuries, and shortly also its conservation history. It will also give an overview of the new display solution for 2018 and the aspects of the popularisation of the artwork.

Dr. Merike Kurisoo is a curator-programme manager at the Niguliste Museum, a branch of the Art Museum of Estonia. She is Chair of the Research Board of the Art Museum of Estonia and Chair of the Estonian Society of Art Historians and Curators. Her main research interests are Medieval and Early Modern church art and the biography and (re)contextualisation of sacred objects and art. She has written and edited several books and catalogues, published scholarly articles and curated exhibitions of church art. She currently leads the international research and exhibition project Michel Sittow in the North? Altarpieces in Dialogue.

 

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