Mit Herz für die Pro­ble­me in der Welt: UG-Mit­glied für den Frie­dens­no­bel­preis no­mi­niert

Der Friedensnobelpreis ging in diesem Jahr an das tunesische Quartett für nationalen Dialog. Die vier Organisationen engagieren sich für mehr Demokratie in ihrem Land. Unter den 276 Nominierungen für den Preis war aber auch der Delbrücker Arzt Dr. Anil Singhal. Zusammen mit seinem Hilfswerk „Hilfe für die Kinder e.V.“ leistet das Mitglied der Universitätsgesellschaft seit 1989 humanitäre Hilfe und setzt sich für notleidende Kinder in der ganzen Welt ein. Im Interview verrät er, dass allein die Nominierung für ihn eine große Ehre gewesen ist. 

Herr Singhal, was bedeutet Ihnen die Nominierung für den Friedensnobelpreis?

Singhal: Wissen Sie, die Nominierung kam für mich sehr überraschend. Dass Menschen, die ich nicht kenne, auf mich und meine Arbeit aufmerksam geworden sind, ist nicht selbstverständlich. Die Nominierung ist die größte Ehre, die ich in meinem Leben erfahren habe und würdigt all die jahrzehntelange, auf verschiedene Ebenen kontinuierliche humanitäre Arbeit, die mit „Hilfe für die Kinder“ verbunden ist.  

Sie haben das "Hilfe für die Kinder e.V." mitbegründet und sind seit 1989 der Präsident des Hilfswerks. Was motiviert Sie zu Ihrer Arbeit?

Singhal: Wenn Sie nach Indien gehen oder generell arme Länder besuchen und Kinder sehen, die in dem Müll nach Essbarem suchen müssen, um zu überleben oder an der Brust ihrer Mutter um Spenden betteln, dann sind das Momente, die Sie nicht vergessen werden und sollten. Wen würde so ein Bild nicht berühren? Mehr Motivation kann es für uns alle nicht geben.

Warum halten Sie besonderes heute soziales und humanitäres Engagement für wichtig?

Singhal: Die Themen Krieg und Frieden sind in unserer Politik und Gesellschaft  allgegenwärtig. Besonders präsent ist aber leider der Krieg. Wir haben es heute aber mit ganz neuartigen Konflikten zu tun: Der Kampf um Rohstoffe, wirtschaftliche Konkurrenz, die Probleme mit dem Weltklima, Armut und ein ausgeprägter Analphabetismus in den Entwicklungsländern. Nicht selten hängen diese Konflikte mit unterschiedlichen Interessenslagen und der angestrebten Machterhaltung von Machtinhabern zusammen. Wir können nicht all diese Probleme lösen, aber wir können auf sie aufmerksam machen und für Transparenz sorgen. Gleichzeitig müssen wir auch wieder mehr ein Bewusstsein für Frieden bei den Menschen schaffen und schon unseren Kindern, aber auch den Schülern und Studenten beibringen, was Mitgefühl und Teilen heißt. Es geht doch nicht immer nur um ein „Ich-Ich-Ich“, das ist eine falsche Einstellung.

Warum liegt Ihnen besonders die Arbeit in Indien am Herzen?

Singhal: Ich wurde in Indien geboren und habe daher einen besonderen Bezug zu diesem Land. Damals, bei der Gründung des Vereins in Deutschland, haben wir aus ganz pragmatischen Gründen in Indien mit unserer Arbeit angefangen. Obwohl ich seit meiner Jugend in Deutschland bin und von deutschen Pflegeeltern erzogen wurde, hatte ich noch viele Freunde in Indien und daher auch schon einige Kontakte. Das hat vieles erleichtert. Heute beschränkt sich unsere Arbeit aber nicht nur auf Indien. Wir sind mit unserem Hilfswerk, nicht zuletzt auch dank der Unterstützung vieler meiner Freunde und Professoren der Universität Paderborn, in vielen Ländern der Welt vertreten und helfen – sowohl materiell als auch ideell.

 

Das UG-Mitglied Anil Singhal aus Delbrück war wegen seines humanitären Engagements für den Friedensnobelpreis 2015 nominiert. (Foto: Privat)