For­schungs­zie­le

Ziel des Projekts ist die Ermittlung geeigneter Indikatoren für historischen Textmusterwandel anhand einschlägiger Textsorten der Gebrauchsliteratur der jüngeren Sprachgeschichte. Ausgewählt wurden die Erbauungsliteratur (1650-1800), etwa Leichenpredigten, Gebets- und Andachtsbücher, sowie die unterschiedlichen Textsorten der Pressekommunikation (1830-1929), zu denen informations- und meinungsbetonte, jedoch auch feuilletonistische Textsorten gehören. Es werden zu den beiden Genres Nachdigitalisierungen (174 Ausgaben der Allgemeinen Zeitung, 37 Werke erbaulicher Textsorten) vorgenommen, die in das Deutsche Textarchiv (DTA) eingehen. Die Nachdigitalisierungen erlauben über das Forschungsvorhaben hinaus etwa Untersuchungen zur Zeitungskommunikation, die vom 18. Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts reichen können.

Trotz ihrer sprachhistorischen Bedeutung erfolgten Untersuchungen zum Textmusterwandel innerhalb der betrachteten Textsorten bislang nur auf sehr schmaler Materialgrundlage. Deshalb soll ein im Rahmen der Vorarbeiten entworfenes Modell zur Erfassung von Textmusterwandel systematisch korpusbasiert erprobt und weiterentwickelt werden (s. qualitative und quantitative Forschung). Zugrunde gelegt werden Textsorten der Presseliteratur einerseits und der Erbauungsliteratur andererseits, weil sie in den jeweiligen Untersuchungszeiträumen einen festen Sitz im Leben breiter Rezipientenkreise hatten. Durch die Verschiedenheit der untersuchten Korpora sind profunde Aussagen zu Erscheinungsformen des Textmusterwandels möglich, wodurch die Anwendbarkeit der im Projekt entwickelten Verfahren für die Untersuchung weiterer Textsorten gewährleistet wird.

Das dem Projekt zugrundeliegende mehrdimensionale Modell soll im Projekt an einer breiten Materialgrundlage überprüft und das Modell dabei so operationalisiert werden, dass automatische und manuelle Textanalyse sowie quantitative und qualitative Auswertung ineinandergreifen und sich wechselseitig informieren. Damit soll ein Standardworkflow für die historische Textanalyse geschaffen werden. Gleichzeitig soll dieses Vorgehen ermöglichen, ein differenziertes Vokabular für den Textmusterwandel zu entwickeln, das über die Bestimmung von „Divergenz“, „Konvergenz“ und „Hybridisierung“ u.ä. hinausgeht und das Zusammenspiel solcher Faktoren wie Medium, kulturelle Hintergründe und Wissensstrukturen näher in den Blick nimmt.