Ring­vor­le­sung

Som­mersemester 2015: Auto­mat­is­men des Geldes

  • 14.4. Anna Echterhölter (Berlin)
  • 28.4. Hanno Pahl (Luzern)
  • 12.5. Ute Tellmann (Hamburg) (entfiel)
  • 19.5. Erin Taylor (Lissabon)
  • 9.6. Sandra Maß (Köln/Bielefeld)
  • 23.6. Arne Hector und Minze Tummescheidt (Berlin) (Filmsichtung, daher abweichender Raum: E2.122)
  • 1.7. Geert Lovink (Amsterdam) (Achtung: Mittwoch!)

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Raum: E2.339 (am 23.6. in E2.122)

Zeit immer: 18.15h (an Dienstagen)

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Dienstag, 14.4. Anna Echterhölter (Berlin)

Automatismen des Mangels. Lebensmittelmarken, Notgelder und invertierte Zirkulation

Scarcity grundiert die wirtschaftswissenschaftlichen Darstellungen des Marktes. Selbst ein kursorischer Blick auf reale Mangelsituationen allerdings verändert das Bild: Sei es in den Kriegsökonomien oder bei Hungerkatastrophen – nicht Geld- und Preissysteme organisieren den Zugang zu Nahrungsmitteln, sondern die Lebensmittelmarke wird zum zentralen Allokationsmechanismus. Handelt es sich bei diesen geldähnlichen Objekten um eine politische, dirigistische Währung? Mary Douglas zumindest verzeichnet Invertierungseffekte: Gerade wo die vitale Zirkulation zu gewährleisten ist, ermöglichen Papiermarken und inzwischen „Mobile Payments“ den Strom der Güter.

 
 

Dienstag, 28.4. Hanno Pahl (Luzern)

Zelizer meets Luhmann: Automatismen des Geldes zwischen Differenzierungs- und Einbettungparadigma

In der Soziologie des Geldes stehen sich zwei Positionen gegenüber: Die eine Position reicht von Georg Simmel bis Niklas Luhmann und unterstreicht am Geld Attribute wie Abstraktion, Entnormativierung oder Anonymisierung. Die andere Position findet sich vor allem in den kulturtheoretischen Strängen der New Economic Sociology (prominent bei Viviana Zelizer) und verweist auf ein Phänomen, das sich als „Indexikalität der Geldverwendung“ bezeichnen lässt: Geld als abstraktes Medium mag durch obige Attribute gekennzeichnet sein; wird hingegen ein mikrologischer Blick auf den faktischen Umgang mit Geld geworfen, so zeichnen sich mannigfache Weisen der Kontextualisierung und Personalisierung ab. Der Vortrag diskutiert diese beiden Positionen vor dem Hintergrund der These der Automatismen des Geldes.

 
 

Dienstag, 12.5. Ute Tellman (Hamburg) (entfiel)

Geld als Technik der Zeit: Die Materialität des Geldes

Geld wird in der Sozialtheorie sehr häufig als Medium der Repräsentation begriffen. Es wird als ein Zeichen für unterliegende Werte behandelt. Die Problematisierungen des Geldes drehen sich in der Folge um Fragen des Vertrauens, der Gültigkeit, der Fiktionalität des Geldes. Demgegenüber soll hier der Vorschlag unterbreitet werden, Geld als materielle Struktur ökonomischer Zeit zu begreifen. Ausgehend von der Philosophie Henri Bergsons wird es so möglich, die Materialität des Geldes jenseits des Repräsentationsmodells zu denken.

 
 

Dienstag, 19.5. Erin B. Taylor (Lissabon)

Money talk: How language automates our transactions and creates currency

Language plays a central role in simplifying our monetary transactions. But its efficacy depends upon interlocutors sharing a terminology and a classificatory system. This paper presents data from Haiti, where complexity in money talk can make automatisms unstable. I compare the Haitian situation with Douglas Holmes's observations on how central banks use language to enact monetary policy. These two cases show how language doesn't just automate our use of money; it also automates our creation of it.

 
 

Dienstag, 9.6. Sandra Maß (Köln/Bielefeld)

Vom Sparformular zum Planspiel Börse. Financial Literacy und Subjektivierung im 19. und 20. Jahrhundert. 

Seit Beginn der Finanzkrise wird das kindliche und jugendliche Wissen über Geld als mangelhaft beklagt. Unterschiedliche Interessengruppen agieren in dem Feld der Financial Literacy und bemühen sich um Einfluss auf die schulische und familiäre Erziehung. Anders aber als heutzutage oftmals suggeriert wird, ist die Frage nach dem Wissen über und den Umgang mit Geld ein Kind der Aufklärung und des sich entwickelnden Kapitalismus im 18. und 19. Jahrhundert. Geld wurde zunehmend, aber nicht geradlinig zu einem Bestandteil der Erziehung und Subjektivierung. Dabei spielten verschiedene didaktische Materialien, wie das kindliche Sparbuch mit seinen Formularen, eine wichtige Rolle bei der Habitusformation. Am Ende des 20. Jahrhunderts wurde diese auf das Sparen bezogene Form der Aufzeichnung von anderen didaktischen Praktiken der Finanzerziehung abgelöst. Mit der Integration von Aktienspekulation und Finanzkapitalismus in die monetäre Erziehung rückten andere Wissensformen in den Vordergrund. Der Vortrag untersucht, wie sich im Zusammenhang dieser Veränderungen auch die monetären Subjektivierungen von Kindern und Jugendlichen wandelten. 

 
 

Dienstag, 23.6. Minze Tummescheit und Arne Hector (Berlin)

Fictions and Futures

Fictions and Futures #1 ist eine fiktive PR-Sendung, die in die phantastischen Gewinnmöglichkeiten am Derivatemarkt einführt. Von Gloria, der Stimme der gleichnamigen Brokerfirma, erfahren wir, mit welchen Narrativen die Märkte befeuert werden und warum die Verknappung der Rohstoffe ein Grund zur Freude ist. Der Wert gehandelter Derivate übersteigt heute das Weltbruttosozialprodukt um das Zwanzigfache. Ein Beispiel für die Selbstregulierung der Märkte oder für gezielte Einflussnahme?  Filmsichtung und Vortrag

 
 

Mittwoch, 01.07. Geert Lovink (Amsterdam)

The Politics of MoneyLab: from Crowdfunding to Cryptocurrencies

It took two decades but now the slowly moving internet is finally speeding up in term of monetisation. For a long time e-commerce a la Amazon and Ebay, with their credit card payment system was the only available option. Since the 2008 global financial crisis new models such as crowdfunding and cryptocurrencies (bitcoin) have emerged. What are the premisses behind these experiments?

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Graduiertenkolleg „Automatismen. Kulturtechniken zur Reduzierung von Komplexität“
 
Sprecher: Norbert Otto Eke, Christina Bartz
Konzeption und Organisation der Ringvorlesung: Käthe von Bose, Tanja Brock, Hannelore Bublitz, Norbert Eke, Matthias Fuchs, Oliver Leistert, Jennifer Morstein, Simon Strick, Johanna Tönsing
 
Warburger Str. 100
33098 Paderborn
Fon: +49 (0) 5251 60 3275
Fax: +49 (0) 5251 60 4223
koord[at]gk-automatismen.upb.de
 
gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Universität Paderborn