Das Beschwerdeverhalten von Patienten ist eines der zentralen Forschungsthemen, die das Kompetenzzentrum Verbraucherforschung Nordrhein-Westfalen 2014 besonders fördert. Das Forschungsvorhaben von Juniorprofessorin Dr. Michaela Geierhos, Universität Paderborn (Wirtschaftsinformatik, insb. Semantische Informationsverarbeitung), gehört zu einem von insgesamt drei geförderten Projekten. „Der zufriedene Patient 2.0“ hat zum Ziel, Erkenntnisse über mögliche Einflussfaktoren auf die Patientenzufriedenheit zu gewinnen“, so Juniorprofessorin Geierhos.
Ziel der im Rahmen des Projektes durchzuführenden Analyse anonymer Arztbewertungen im Web 2.0 ist, neben der Patientenzufriedenheitsmessung, die Generierung eines detaillierten Erfahrungs- und Beschwerdebildes sowie die Aufklärung bestehender „Patienten-Mythen“. Beschweren sich beispielsweise ältere Patienten öfter, schneller oder intensiver als jüngere? Werden Privatpatienten tatsächlich besser behandelt und wenn ja, verbringen sie auch weniger Zeit im Wartezimmer? Inwiefern prägt die regionale Herkunft das Beschwerdeverhalten?
Die Messung der Patientenzufriedenheit verfolgt dabei das Ziel der nachhaltigen Verbesserung der Arzt-Patienten-Beziehung. Nur wenn die Patientenzufriedenheit adäquat interpretiert wird, kann das Dienstleistungsangebot für den Patienten entsprechend optimiert und der Patient zufriedengestellt werden. Zufriedene Patienten halten sich in höherem Maße an die vorgegebene Behandlung und nehmen Ratschläge des medizinischen Fachpersonals eher an. Sie haben höheres Vertrauen, kooperieren bereitwilliger und sind offener im persönlichen Arzt-Patienten-Dialog. Da ein zufriedener Patient zugleich ein Schlüsselkriterium für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg einer Praxis ist, führt die Erhebung und angemessene Interpretation der Patientenzufriedenheit zu einer „Win-Win-Situation“ auf der Arzt- sowie Patientenseite. Webseite zum Forschungsvorhaben: https://wiwi.upb.de/index.php?id=6915
Pressemitteilung des Kompetenzzentrums Verbraucherforschung (KVF) NRW:
68.500 Euro zur Stärkung der Verbraucherforschung – Kompetenzzentrum Verbraucherforschung fördert drei Projekte in Nordrhein-Westfalen
Das Beschwerdeverhalten von Patienten und die Share Economy stehen im Fokus der Forschungsthemen, die das Kompetenzzentrum Verbraucherforschung NRW (KVF NRW) 2014 besonders fördert.
Drei Teams an der RWTH Aachen, der Universität Paderborn und des KATALYSE Instituts für angewandte Umweltforschung in Köln wurden vom wissenschaftlichen Beirat des Kompetenzzentrums ausgewählt und erhalten rund 68.500 Euro, um sich bis zum Ende des Jahres mit dem Beschwerdeverhalten im Gesundheitsbereich und dem Carsharing wissenschaftlich zu beschäftigen.
"Das Beschwerdeverhalten von Konsumentinnen und Konsumenten ist ein zentrales Thema des Verbraucherschutzes. Leider wissen wir bisher nur wenig über Motivlagen und Faktoren, die dieses Verhalten beeinflussen. Deshalb werden die geförderten Projekte einen wichtigen Beitrag für alle verbraucherpolitischen Akteure leisten", sagte Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, anlässlich der Projektvorstellung im Rahmen des sechsten NRW-Workshops Verbraucherforschung am 24. März 2014 in Düsseldorf. Fragen der Sharing Economy und des Prosuming standen hierbei im Fokus.
Das Sharing, so Müller, sei eine bedeutsame "soziale Innovation, die viele Fragen nach sich zieht, die nur durch eine interdisziplinäre Verbraucherforschung beantwortet werden können. Die Sharing Economy kann einen Beitrag für einen sozialen und ökologischen Umgang mit Ressourcen und Konsumgütern leisten. Damit stellt sie nicht nur die bisherigen Konzepte von Produktion und Konsumtion vor neue Herausforderungen, sondern auch den Verbraucherschutz."
Das KVF NRW hat die Aufgabe, die Kommunikation zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anzuregen, die Verbraucherforschung landesweit zu vernetzen und durch die Vergabe von Preisen und Mitteln zu fördern.
Förderthemen 2014 konkret:
- Prof. Dr. Michaela Geierhos, Universität Paderborn: Der zufriedene Patient 2.0. Welchen Einfluss haben regionale Zufriedenheitsindikatoren auf das Beschwerdeverhalten von Patienten? Analyse anonymer Arztbewertungen im Web 2.0
- Prof. Torsten Oliver Salge, PhD (RWTH Aachen): Patient Voice – Patienten eine Stimme geben. Eine empirische Studie zu den Determinanten der Beschwerdeintentionen von Patienten in der ambulanten, stationären und notärztlichen Versorgung
- Regine Rehaag/Dr. Andreas Glatz (KATALYSE Instituts für angewandte Umweltforschung, Köln): Weiterentwicklung von Carsharing-Konzepten. Potenziale für ein multioptionales Verkehrsmittelangebot aus KonsumentInnen- und Anbietersicht
Weitere Information zum Kompetenzzentrum Verbraucherforschung NRW und der Projektförderung: www.verbraucherforschung-nrw.de.